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EUROPA AN DER ELBE

Barbara Burckhardt / Theater heute

Tue Jan 01 2019 22:00:00 GMT+0000 (Coordinated Universal Time)

<p class="font_8">Dort zeigte Noam Brusilovsky eine Performance, deren Rechercheobjekt und Stimme allein er selber ist. «Orchiektomie rechts», die Entfernung des rechten Hodens, hat Brusilovsky selbst erlebt, mit 26, und zum Thema seiner Diplom-Inszenierung an der Ernst-Busch-Schule gemacht. Seine Lecture-Performance mit Geburtstagskuchen, die sich vom Theaterkanon der Ernst Busch in radikaler Subjektivität meilenweit entfernt, irrlichtert zwischen Erinnerungen an die Kindheit in Israel, dem wackeligen Video vom Kindergeburtstag, an dem alle unablässig lebenslange Gesundheit wünschen, zum ersten schwulen Sex mit 17, von der sachlichen Krankheitsbeschreibung zur wilden Fantasie vom Gruppensex mit sämtlichen Zuschauern in der Strahlenkabine – und findet doch zurück zum Kanon, zum «Ödipus», mit dem sich Fragen stellen lassen: Ab wann wird man zur tragischen Figur? Und wie entkommt man den Festlegungen, als Kranker, als Schwuler? Indem man sie ausspricht, im Schutzraum der Bühne, wo der eigene Körper zur Kunstfigur wird, das eigene Leiden zur Geschichte und das Opfer zum Autor: ein Sieger, der sich tanzend den Raum und das Leben zurückerobert.&nbsp;</p>

<p class="font_8">Kritik von Barbara Burckhardt, Theater heute</p>

Dort zeigte Noam Brusilovsky eine Performance, deren Rechercheobjekt und Stimme allein er selber ist. «Orchiektomie rechts», die Entfernung des rechten Hodens, hat Brusilovsky selbst erlebt, mit 26, und zum Thema seiner Diplom-Inszenierung an der Ernst-Busch-Schule gemacht. Seine Lecture-Performance mit Geburtstagskuchen, die sich vom Theaterkanon der Ernst Busch in radikaler Subjektivität meilenweit entfernt, irrlichtert zwischen Erinnerungen an die Kindheit in Israel, dem wackeligen Video vom Kindergeburtstag, an dem alle unablässig lebenslange Gesundheit wünschen, zum ersten schwulen Sex mit 17, von der sachlichen Krankheitsbeschreibung zur wilden Fantasie vom Gruppensex mit sämtlichen Zuschauern in der Strahlenkabine – und findet doch zurück zum Kanon, zum «Ödipus», mit dem sich Fragen stellen lassen: Ab wann wird man zur tragischen Figur? Und wie entkommt man den Festlegungen, als Kranker, als Schwuler? Indem man sie ausspricht, im Schutzraum der Bühne, wo der eigene Körper zur Kunstfigur wird, das eigene Leiden zur Geschichte und das Opfer zum Autor: ein Sieger, der sich tanzend den Raum und das Leben zurückerobert.

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