ARCHE NOVA
Münchner Volkstheater
Premiere: 19. Juni 2022
Das Theater ähnelt in vieler Hinsicht einem Schiff. Beides sind Heterotopien, Gegenorte zur Wirklichkeit und Residuen der Fantasie. Tatsächlich waren die ersten Techniker im höfischen Theater Seeleute. In den mittelalterlichen Mysterienspielen, die sich am Scheideweg von Theater und Kirche befinden, waren es dagegen die Schiffsbauer selbst, die den Bau der Arche auf beweglichen Bühnenwägen darstellten. Das Mysterium der Katastrophe konnte im Theater gegen jede Wahrscheinlichkeit durchgespielt werden. Ausgehend von der biblischen Geschichte der Arche Noah und ihrer Adaption in mittelalterlichen Mysterienspielen, behandelt das Stück "Arche Nova" den Moment, in dem das Theater mit einer realen Katastrophe konfrontiert ist. Die Bühne simuliert in der Inszenierung eine rettende Arche. Die Zuschauer*innen werden eingeladen, als auserwählte Passagiere an einem imaginierten Lockdown im Theater als mystischem Schiff teilzunehmen. Dabei verschwimmen Theater und Arche im Laufe des Abends immer mehr.
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Die Inszenierung arbeitet sich jedoch nicht nur an der Arche als Architektur der Rettung ab, sondern auch an der Katastrophe. Gemeinsam versucht die Crew der ARCHE NOVA sich mit ihr anzufreunden. Dazu wird das Unheil lustvoll provoziert. Das Stück bildet gleichsam eine Selbstbefragung des Theaters und seines Verhältnisses zur Wirklichkeit. Katastrophé heißt auf griechisch "Wendung". In Wirklichkeit bedeutet sie für viele das Ende. Kriege, die Corona-Pandemie, der Klimawandel – was heißt es angesichts der existierenden Katastrophen Theater zu machen? Und was geschieht, wenn das Theater als Ort der Erprobung anderer Realitäten von der Wirklichkeit überrollt wird?
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In einer Collage aus Texten, lebendigen Bildern, Musik und Ritualen entsteht ein mystisch-poetischer Abend voller Angebote sich der Katastrophe anzunähern und die Ambivalenz und brutale Widersprüchlichkeit von Rettung und Sicherheit durchzuspielen. Dabei spitzt sich der Abend auf die Frage zu, welche Rolle die Wirklichkeit für das Theater spielt. Vor, während und nach der Sintflut.

Foto: Gabriela Neeb

Foto: Gabriela Neeb

Foto: Gabriela Neeb

Foto: Gabriela Neeb
REGIE
Noam Brusilovsky
BÜHNE
Magdalena Emmerig
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KOSTÜM
Paula de la Haye
LIVE-MUSIK
Tobias Purfürst
DRAMATURGIE
Lotta Beckers, Rose Reiter
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LICHT
David Jäkel
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MIT
Dor Aloni
Ruth Bohsung
Lukas Darnstädt
Steffen Link
Henriette Nagel
Pola Jane O'Mara
Vincent Sauer
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